Am 25.03.23 habe ich an dem Wing Chun Seminar von Horst Drescher und Stephan Heddinga teilgenommen und damit eine neue Welt betreten. Vor ganz langer Zeit hatte mich ein alter Schulfreund der heute selbst unterrichtet in die Grundzüge des Wing Chun eingeführt. Darüberhinaus war meine Beschäftigung mit Selbstverteidigung und Kampfkunst bisher immer theoretisch geblieben , ein akademisches Interesse das ich aber nicht praktiziert habe. Wann immer ich einen Lehrer gesucht habe, hat sich die Sache irgendwie zerschlagen.
Bis jetzt.
Wie komme ich dann als totaler Anfänger mit Null Ahnung dazu hier zu bloggen?
Gerade deswegen, weil ich keine Ahnung habe.
Ich bin völlig unbeleckt von Vorkenntnissen und unbelastet von Verbänden die eine bestimmte Position vertreten. Im zarten Alter von 52 Jahren verlasse ich mich ganz auf meinen ersten Eindruck., mein Bauchgefühl und das bisschen gesunden Menschenverstand das ich mir hoffentlich angeeignet habe. Na ja, das stimmt nicht ganz. Durch meine Beschäftigung mit Akupunktur und Traditioneller Chinesischer Medizin weiß ich ein bisschen darüber wie Energie fließt. Ein Bauchgefühl ist auch nichts anderes als Chi in Aktion.
Im Oktober hatte ich den ersten Kontakt mit Horst Drescher als ich durch Zufall (obwohl es sowas nicht gibt) auf seine Website gestoßen bin.
Diese Internetpräsenz hat Etwas. Sie strahlt etwas aus. Man bekommt das spontane Gefühl eines Lehrers der wirklich lebt und fühlt was er lehrt. Ich hatte danach per E-Mail Kontakt mit Horst aufgenommen. Aufgrund der Entfernung blieb es zunächst beim E-Mail Kontakt bzw. ich habe zwei seiner digital verfügbaren Bücher gekauft.
Dann hat er mich zu dem Seminar eingeladen und in diesem Zusammenhang habe ich auch Stephan Heddingas Website besucht. Ihr ahnt es vielleicht schon. Die Webseite hat was. Ehrlichkeit, Kompetenz und etwas Besonderes das sich nicht richtig in Worte fassen lässt.
https://www.wingchundao-duderstadt.de/
Für beide Webseiten gilt: sie strahlen die Persönlichkeit der Lehrer dahinter aus. Kein Witz. Ich weiß aus Erfahrung dass das Internet auch Emotionen transportieren kann. Es passiert nicht oft, ist aber möglich. Auch das ist Chi.
Nach dieser Vorrede zum Seminar selbst.
Da war rein gar nichts zu spüren von einem abgehobenen Meister – Schüler-Verhältnis, von einem arroganten „Ich bin ganz oben und Du ganz unten“. Da wurden keine überlegenen – oder überheblichen – Techniken oder Taschenspielertricks demonstriert die nur dazu gut sind den Seminarteilnehmern zu suggerieren das sie die nächsten zwanzig Jahre dem Meister folgen müssen um überhaupt etwas zu können.
Da wurde Technik vermittelt die den Schüler gleich von Anfang an befähigt. Vor allem aber wurden Wissen und Hintergrundinformationen des Wing Chun vermittelt, und ja auch ein bisschen Weisheit und Mysterium.
Dabei bleibt das Mysterium immer greifbar und sehr pragmatisch. Chi, die geheimnisvolle Lebenskraft Asiens tritt als Biomechanik in Erscheinung. Neben allem anderen sind Horsts Ausführungen auch eine sehr gute Erinnerung daran was für ein Wunderwerk der menschliche Körper ist, ein Wunder das wir als selbstverständlich hinnehmen. Wie auch immer man den / die Konstrukteur(in) nennen will- ob nun Schöpfung oder Evolution – es war auf jeden Fall sehr gute Arbeit. Danke für die Erinnerung daran.
Und so ging es weiter, ehrliche und offene Wissensvermittlung auf Augenhöhe ohne die Notwendigkeit den Lernenden unwissend erscheinen zu lassen um sich selbst gut zu verkaufen. Das haben Horst und Stephan auch gar nicht nötig.
Im Kino will uns Hollywood, Marcel und DC Comics vorführen wie wir uns Helden vorzustellen haben. Im richtigen Leben sind Helden ganz anders, viel stiller und unauffälliger.
Ich habe an diesem Samstag zwei Meister kennengelernt und zwei Helden. Wahrscheinlich sogar noch einige mehr, ich weiß es nur (noch) nicht. Es waren Teilnehmer anwesend die andere Stilrichtungen praktizieren und anderen Verbänden angehören und die mit viel Erfahrung zu dem Seminar kamen. Trotzdem haben sie sich an diesem Tag auf Horst und Stephan eingelassen um etwas Neues zu ehrfahren und dafür eigenes Wissen, das eigene Ego hinten an zu stellen. Das erfordert einen offenen Geist. Da erfordert auch Mut und einen ganz speziellen Zweikampf gegen das eigene Ego. Mein Eindruck war, dass keiner enttäuscht aus dem Seminar rausging, ganz im Gegenteil.
Die beiden Meister haben überzeugt und zwar soweit ich das beurteilen kann jeden der anwesend war unabhängig von Stil und Erfahrung. Beifall gab es jedenfalls am Ende von uns allen.
Im Moment organisiere ich mich gerade selbst da ich über zwei Autostunden sowohl von Rheine als auch von Duderstadt entfernt bin. Das muss ich koordinieren mit einem Vollzeitberuf und einer „Vollzeitberufung“ die mich eigentlich schon auslasten. Irgendwie werde ich es aber schaffen von Horst und Stephan zu lernen. Es ist nur eine Frage des „Wie“. Die Frage nach dem „Ob“ hat sich nach dem Seminar komplett für mich erledigt. Das muss gehend gemacht werden…
Wie ich zu Stephan sagte: „Alles andere ist nur Kampfsport…“
Danke an beide Meister für diese Einsicht.
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