Siu Lim Tao – Sektion Eins –  Doppel Gan Sao / Doppel Tan Sao

Auf- und Abwärts entlang der Mittellinie

Das die Aufwärts- / Abwärtsbewegung mit gekreuzten Armen in der praktischen Selbstverteidigung eine Abwehr / einen Block darstellt, war mir selbst als Kampfkunst-Anfänger ziemlich klar. Was mir bei der Ausführung klar wurde, ist wie viel Detailarbeit darin steckt. Diese Erfahrung zieht sich durch alle weiteren Sektionen der gar nicht so kleinen Idee. Beim I Man Wing Chun geht es nicht um Athletik. Es geht nicht um körperliche Kraft, es geht nicht um dicke Arme  oder darum aus dem Stand vier Meter weit springen zu können. Das macht natürlich Sinn. Wing Chun wurde konzipiert damit körperlich kleinere und schwächere Menschen sich erfolgreich gegen größere und stärkere Angreifer verteidigen können. Das Niveau der Präzision hat mich dennoch überrascht, ebenso die Tiefe der Gedanken die in diese Kampfkunst eingeflossen sind. Da ist zum Beispiel zu beachten, dass die Bewegung mit angewinkelten Daumen und gespreizten Fingern durchgeführt wird um die optimale Muskelspannung zu erreichen die nötig ist einen ernst gemeinten Angriff abzublocken,.

Im Unterricht kommt dann noch eine ganz andere Idee ins Spiel die sich mal eben als eines der elementaren Prinzipien des Wing Chun entpuppt.

Die Goldene Mitte

Es geht um die „zentrale Mittellinie, eine gedachte vertikale Linie durch die Körpermitte die das Ziel der Angriffe eines Gegners wäre. Diese Zentrallinie zu schützen und zu jedem gegebenen Moment aus der Reichweite eines Angriffs zu bringen ist eine Grundidee auf der Wing Chun aufbaut. Die Aufwärts- / Abwärtsbewegung der Lektion Eins der Siu Lim Tao schützt diese Mittellinie indem sie Angriffe nach oben und unten blockiert und den Bereich definiert indem der eigene Oberkörper geschützt ist. Diese Bewegung richtig auszuführen ist eine kleine Wissenschaft für sich die jedoch von Horst logisch und detailliert in kleine Häppchen runter gebrochen wird so dass man die Häppchen dann gut abschlucken kann.

Was mich an dieser Stelle jedoch noch mehr fasziniert hat ist Folgendes: in der zweiten Lektion gleich nach dem Zweifachen Pferdestand wird hier fundiertes Hintergrundwissen vermittelt. Zusammen mit der Idee der stabilen Körperstruktur und der zentralen Mittellinie bekommt man somit einen logischen Rahmen in den man künftige Lektionen geistig einbauen und einordnen kann. Das „Baukastensystem“ Wing Chun hat eine ordentliche Werkzeugkiste in der man Alles schnell wiederfinden kann.

Lehrer und Leerer

Inzwischen habe ich mich ein bisschen schlau gemacht in der Kampfkunst-Szene und bei den Schulungsansätzen die dort angeboten werden. Da gibt es Modelle die 20 Jahre und mehr brauchen um die „letzten Geheimnisse“ des Wing Chun (oder wie auch immer man es gerade buchstabiert) zu vermitteln,. Warum eigentlich? Wenn man es richtig anfängt, kann man schon in der ersten Stunde Unterricht solide Grundlagen schaffen, eine stabile Struktur eben so wie der Pferdestand.

Für den Sifu / die Schule ist es natürlich ein wirtschaftlicher Nachteil wenn man alle Formen, Techniken und Anwendungen einer Kampfkunst in drei bis fünf Jahren vermittelt statt die Prozedur auf fünfundzwanzig Jahre auszudehnen. Horst Drescher und Stephan Heddinga machen es trotzdem. Für jemanden wie mich der sich mit der alten Wikingerkultur Skandinaviens beschäftigt ist das der Weg von Tyr, der Weg eines wahren Kriegers, eines spirituellen Kriegers der für ein höheres Ziel kämpft. Es ist moralischer Anstand und menschliche Größe statt Geldmacherei.

Nach diesem philosophischen Exkurs nochmal zurück zur Praxis. Schutz und Verteidigung der Mittellinie gehören zu den Basics von Wing Chun. Die schützende Bewegung der ersten Sektion Sifu Lim Tao sichert durch die Mittellinie von einer stätischen Trainingsposition aus. Später zeigt Dir Horst wie man die Idee der Mittellinie in Bewegung umsetzt oder auf deutsch, wie man Angriffen durch Schritttechnik ausweicht und sich stets aus der Richtung eines Angriffs heraus zu bewegen, grade soweit das einen der Angriff unter minimalem Kraft- und Körpereinsatz gerade noch verfehlt.

Das führt einen weiteren Grundsatz ein: ohne Bewegung keine Anwendung. Wir sind immer noch bei der Kleinen Idee einer reinen Trainingseinheit. Das ist auch gut so, denn es gibt noch viel zu lernen und zu beachten auch ohne Bewegung. Es bleibt richtig spannend und es bleibt Kung Fu „harte Arbeit.“

https://wingchundao.de/

https://www.wingchundao-duderstadt.de/

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