Dao in Duderstadt

Eigentlich wollte ich jetzt anfangen über die Siu Lim Tao zu bloggen. Da fiel mir ein, dass Sifu Stephan Heddinga aus Duderstadt sein Fett noch nicht weg hat 🙂 Der Dao von Duderstadt, der Weg von Stephan Heddinga ist es aber wert das ich ein paar Worte dazu verlieren.

Ich lernte Stephan kennen am 25.03.23 auf dem verbandsoffenen Seminar das er und Horst Drescher in Duderstadt ausgerichtet haben. Da meine Einladung durch den E-Mail Kontakt mit Horst zustande kam, verpeile ich die richtige Adresse und fahre erstmal zu Stephans Privatnachrift. Von dort lotst er mich zu der Sporthalle wo das Seminar wirklich stattfindet. Die akademische Viertelstunde Verspätung halte ich gerade noch ein. Aufgrund der Art wie meine Einladung zustande kam, habe ich auch nicht auf dem Schirm das die Teilnahmegebühr eigentlich vor Ort zu entrichten ist. Stephan übersieht auch das mit der Geduld des wahren Lehrers.  

Was mir als nächstes auffällt ist das Buffet. Stephan hat genug Kaffee, Kuchen und belegte Brötchen organsiert um einen ganze Bus voll hungriger japanischer Touristen durchfüttern zu können. Die kommen nicht vorbei, vermutlich weil Wing Chun eine chinesische Kampfkunst ist, aber Stephan wird mir zunehmend sympathisch.

Das bleibt auch so.

Während er Partnerübungen nimmt sich Stephan meiner an da wir eine ungerade Anzahl von Teilnehmern sind und ich so ziemlich der einzige im Raum bin der nicht wenigstens seit ein paar Wochen Wing Chun trainiert.

Das ist wieder die Qualität des wahren Lehrers und die Fachkompetenz kommt abei nicht zu kurz. Stephan hat richtig Ahnung von dem was er sagt und tut. Und er ist einer der lieber de-eskaliert als draufhaut. In vierzehn Jahren Polizeidienst einschließlich Objektschutz für sensible GGebäude und anschließendem Flugsicherheitsdienst bei der Lufthansa hat er das praktiziert.

Mitten im Leben

Stephan ist einer der das Leben versteht, gerade die unschönen Seiten, einer der Gewalt kann aber sie ablehnt, außer als allerletztes Mittel wenn gar nichts mehr geht.

Erst fragen, dann schlagen – was kann man sich Besseres von einem Kampfkunstlehrer wünschen? Noch ein Charakterzug kommt zum Vorschein, bei Stephan ebenso wie bei Horst.

Bescheidenheit.

Gibt es das noch in einer Welt die digital und laut und extrovertiert ist? Soll man das eigentlich noch sein?

Stephan und Horst ist´s egal. Die beiden sind old-school geblieben mit ihrer Kunst und ihrer Art zu lehren, auch im 21. Jahrhundert.

Man merkt es am Unterricht der gar nicht geschäftstüchtig oder gar arrogant von oben herab abläuft sondern der einfach nur große Klasse ist. Schüler die nach Titeln, Rängen und bunten Schärpen suchen, wird das eher abschrecken. Die Kunst beschützt die Kunst wie es Ip Man ausdrückte. Für Stephan heißt das, kompromisslos richtig und ehrlich. So wie er es von Horst Drescher gelernt hat.

Gegen Ende des Seminar sagt Stephan Heddinga zu mir, dass wenn ich jemandem für die Veranstaltung danken will, dann bitte Horst Drescher weil es ohne ihn die Veranstaltung und im weiteren Sinne Stephans Schule nicht geben würde.

Das ist die eine Sache die ich Stephan Heddinga nicht ganz glaube 🙂

Ja, wenn ich die reinen „Lehrjahre“ von ihm und Horst vergleiche und rein mathematisch rangehe, dann mag das so aussehen. Durch meinen eigenen Unterricht mit Horst Drescher weiß ich inzwischen: man kann nicht mit Horst arbeiten ohne daran zu wachsen und zwar vom ersten Moment. Stephan und seine Schülerin Sylvana fahren regelmäßig nach Rheine zum Unterricht mit Horst. Stephan ist sich nicht zu schade zu sagen, dass beide immer viel mitnehmen. Old-School Bescheidenheit, habe ich es schon erwähnt?

Lehren und lernen

Also ja, Stephan ist Lehrer und zugleich immer Schüler geblieben. Man muss aber auch nicht Einstein sein, um zu merken dass sich hinter der ehrlichen Bescheidenheit in Wahrheit ein Lehrer verbirgt der schon längst seinen eigenen Stil, seine eigene Meisterschaft entwickelt hat. Einer des es sich leisten kann bescheiden zu sein. Das ist wie mit Wing Chun. Wer es kann, hat sich nichts mehr zu beweisen. Ich bin mir sicher Stephan praktiziert lange schon sein eigenes Wing Chun, gibt Alles weiter was er gelernt hat und dazu das was sein Eigenes ist. Er geht seinen Weg, er lebt und lehrt sein Dao und ich habe den ganz starken Verdacht dass er zuhause in der stillen Kammer ziemlich hart dran arbeitet diesen Weg zu perfektionieren.

Der Titel „Sifu“ bedeutet nach meinem Wissen „Vater-Lehrer“. Das ist Stephan sicher. Es gibt aber noch einen anderen Titel der ihm zusteht.

Meister

Weil er genau wie Horst nicht Meister *ist* sondern Meister *tut* . Die beiden haben verstanden dass es ein Verb ist und das ist etwas Besonderes.

https://www.wingchundao-duderstadt.de/


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